Blind Date / Galerie plan d
Blind Date | Kerstin Müller-Schiel und Andreas Schroeder | Galerie Plan D
ich begrüße Sie alle herzlich zur Ausstellung „blind date“ der Preisträgerausstellung anlässlich des Kunstpreises „Und die Wände schauen zurück“.
Die beiden Künstler und ihre Arbeiten führt der Kunstpreis zusammen, den Kerstin Müller-Schiel und Andreas Schroeder anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Galerie Plan D gewonnen haben. 2019 im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Und die Wände schauen zurück“ wurde der Kunstpreis ausgelobt. Genau vor einem Jahr fand diese Ausstellung hier statt.
Auch wir Besucher der Ausstellung haben ein Blind Date und zwar mit der menschlichen Figur, die uns Kerstin Müller-Schiel in den verschiedensten Facetten vor Augen führt. In ihrem künstlerischen Werk ist die Figur Movens der malerisch-künstlerischen Auseinandersetzung: eine bestimmte Bewegung, eine Haltung oder ein Motiv können der Anlass für eine intensive malerische Auseinandersetzung sein. Eigene Fotografien, Bilder aus Magazinen und Zeitschriften dienen als Vorlage, um die Figur der Vorlage zu verwandeln und sie in einen ganz eigenen Bildkosmos zu entrücken. Erblickt man die Portraits von Weitem, so wecken sie die Neugier des Betrachters, der von ihnen wie magisch angezogen wird. Man möchte die Portraitierten erkunden, mehr von ihnen erfahren. Doch ihre Identität offenbaren uns ihre Figuren nicht. Je mehr der Betrachter versucht sich ihnen zu nähern, umso mehr entgleiten sie ihm auch wieder, scheinen sich fast aufzulösen. Die Arbeiten fordern den Betrachter zu einem intensiven Sehen auf. Doch wie evoziert Kerstin Müller-Schiel dieses Moment? Sie abstrahiert die Figuren in Formen, Flächen und Strukturen, entkleidet die Figuren von ihren spezifischen Merkmalen, die eine Identitätszuschreibung ermöglichen würden, arbeitet mit Leerstellen und der Reduktion auf das Wesentliche. Der genaue Blick offenbart uns aber auch die Auslotung von Materialien, Malmitteln und Techniken und das Spiel mit dem malerischen Duktus: So sehen Sie im großen Ausstellungsraum Arbeiten mit Ölfarbe auf Transparentpapier, die nicht nur wegen des Untergrundes eine Zartheit und Fragilität der Figuren ausstrahlen. Während die Hintergründe als Farbflächen angelegt sind und die rasche Arbeitsweise und den Pinselduktus der Künstlerin ablesbar lassen, ist das Inkarnat fein, zart und mit Akribie ausgearbeitet.
Nun bleibt mir nur zu sagen: Viel Spaß bei Ihrem Blind Date mit der Kunst, gehen Sie das Wagnis ein. Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Eröffnungsabend.
Katharina Kemper, Kunsthistorikerin (M.A.)